Patellaluxation (PL)

English: Patella Luxation (slipping kneecaps)

Bevor ein Hund zur Zucht zugelassen wird, muss er einige medizinische Untersuchungen über sich ergehen lassen.
Für viele Terrierrassen, auch für English Toy Terrier, ist dies zum Beispiel die Untersuchung auf Patellaluxation, kurz PL genannt .

Die Kniescheibe (lat. Patella) ist ein scheibenförmiger, flacher Knochen, der vor dem Kniegelenk liegt.
Als „Patellaluxation“ bezeichnet man die krankhafte mediale (nach innen) oder laterale (nach außen) Verlagerung oder Ausrenkung  der Kniescheibe (Patella) aus der Führung der Rollkämme des Oberschenkels.
Sie ist eine der häufigsten Ursachen von Lahmheiten bei Hunden.

Die Patella ist ein wichtiger Teil des Kniescheibengelenkes. Sie ist in der Endsehne des großen Oberschenkelmuskel, dem Musculus quadrizeps, eingelagert und ist über diese Sehne am Schienbein fixiert. Bei einer Beugung des Gelenkes unterstützt die Patella die Endsehne in ihrer Funktion und verhindert so ein Abknicken. Durch Zusammenziehen des Oberschenkelmuskels wird das Kniekehlgelenk gestreckt. Während dieser Bewegungsabläufe gleitet die Patella wie eine Art „Schlitten“ in einer tiefen Rinne zwischen den Rollkämmen des unteren Oberschenkelknochenabschnittes auf und ab. Verlässt die Patella hierbei diese Gleitrille nach innen (medial) oder außen (lateral), nennt man das Patellaluxation.

Ursachen

Äußere Gewalteinwirkung:

Diese Luxation tritt meist nur einseitig auf, häufig in Kombination mit gerissenen Bändern, Blutergüssen und anderen Verletzungen.
Durch Gewalteinwirkung, wie etwa durch einen Unfall, kann es zu einer starken Überdehnung der Seitenbänder, sogar zu deren Riss kommen. Diese Seitenbänder geben der Patella Halt.
Wird die Zugrichtung der Sehne, in der die Patella eingelagert ist, durch extreme Bewegungen verändert, wird die Kniescheibe aus ihrer Bahn herausrutschen. Normalerweise verläuft die Sehne parallel zur Gleitbahn der Patella.

Angeborene Ursachen:

Angeborene Fehlstellungen der Hintergliedmaßen führen zu einer starken Überdehnung der Seitenbänder. Durch die Fehlstellung ist die Zugrichtung der Patella bei Bewegungen des Kniegelenkes immer schräg zu ihrer Gleitbahn.
Bei O-Beinen springt die Kniescheibe häufig nach innen (medial) und bei X-Beinen nach außen (lateral) aus ihrer Gleitrinne heraus
Aber auch eine von Natur aus zu flach ausgebildete Gleitrinne im Oberschenkelknochen oder Abweichungen in der Knochenachse zwischen Ober- und Unterschenkelknochen sind Gründe für die Luxation. Bei kleinen Hunderassen, zu denen auch niederläufige Terrier gehören, ist die Rinne, in der die Patella gleitet, häufig nicht tief genug ausgeprägt. Diese nicht richtig entwickelte Rinne kann Ursache für die Luxation sein, aber oft auch in Kombination mit einer Fehlstellung der Gliedmaßen auftreten.

Altersbedingte Ursachen:

Erkrankungen des Bewegungsapparates, wie beispielsweise Arthrose, begünstigen die Patellaluxation.
Mit fortschreitendem Alter verlieren die Bänder durch Überlastung ihre Elastizität und Festigkeit.

Schweregrade der Patellaluxation

Diese Verlagerung kommt bei vielen kleinen Hunderassen vor, so kann sie auch bei niederläufigen Terriern wie beispielsweise English Toy Terriern auftreten. Speziell sich im Wachstum befindende sowie ältere Hunde können betroffen sein. Die Patellaluxation wird in unterschiedliche Schwere- oder Ausprägungsgrade unterteilt, von Grad 0 bis Grad IV:

Grad 0: Die Patella kann ihre natürliche Position, die Gleitrille, nicht verlassen.
Grad I: Durch ausgeübten Druck kann die Kniescheibe aus der Gleitrille gebracht werden. Sie springt jedoch sofort zurück in die Rille.
Grad II: Die Kniescheibe kann durch Druck verschoben werden, bleibt verlagert und kann nur durch Druck oder Beugen und Strecken des Gelenkes in die ursprüngliche Position zurückgebracht werden. Die Patella verbleibt anschließend in der Gleitrille.
Das Tier leidet unter zunehmenden Bewegungsproblemen. Auf einer Röntgen-Aufnahme lässt sich in diesem Stadium bereits eine Veränderung an der Stelle erkennen, an der die Patella-Sehne ansetzt.
Grad III: Nach Beendigung des ausgeübten Druckes auf die Patella, verlässt sie erneut die Rille.
Grad IV: Die Kniescheibe kann nicht mehr in ihre natürliche Lage gebracht werden, da die Gleitrinne bereits abgeflacht ist und die Patella nicht mehr richtig in der Gleitrinne geführt wird. Das Tier hat massive Bewegungseinschränkungen, die seine Lebensqualität stark beeinflussen. Ein operativer Eingriff ist absolut notwendig.

Diagnose

Die Patellauntersuchungen werden immer nach einem einheitlichen Schema durchgeführt.
Eine exakte Diagnose wird durch besonders fortgebildete Tierärzte erstellt. Diese nehmen eine klinische Untersuchung des Hundes vor. Bereits durch Begutachtung des Gangwerkes lässt sich beispielsweise eine O- oder X-Stellung der Hinterläufe feststellen.
Nach einer Beurteilung des Gangwerkes des Hundes wird das Kniegelenk und insbesondere die Patella abgetastet. Besonderes Augenmerk liegt darauf, ob sich die Patella in ihrer Gleitrinne befindet. Danach wird Druck auf die Patella und eine Drehung des Unterschenkels gegen den Oberschenkel in gebeugter und gestreckter Haltung ausgeübt. Anschließend versucht der Arzt, die Kniescheibe aus ihrer Rinne heraus zu drücken und zu bewegen. Je nach Art des Befundes wird Grad 0 bis Grad IV bescheinigt.
Nach der Zuchtordnung des Klubs für Terrier und dem deutschen Tierschutzgesetz gilt die Regelung, dass erkrankte Tiere mit Ausbildungsgrad II, III und IV grundsätzlich von der Zucht auszuschließen sind, weil sie als klinisch krank gelten. Nur Hunde, die PL-Grad 0 oder PL-Grad 1 bescheinigt bekommen haben, dürfen in der Zucht eingesetzt werden.

Behandlung

Bei Verdacht auf Patellaluxation sollten man umgehend mit dem Hund zum Tierarzt gehen. Bei Nichtbehandlung steigt das Risiko, dass sich aufgrund der ständigen Fehlbelastung des Gelenkes eine Arthrose des Kniegelenks entwickelt. Auch das Kniegelenk umgebende Strukturen, wie das vordere Kreuzband, können in Mitleidenschaft gezogen werden, im Extremfall kann es zu einem Kreuzbandriss kommen. Aufgrund der Verletzungsgefahr für den Vierbeiner sollten man auf keinen Fall selbst Maßnahmen ergreifen.

Um festzustellen, wie stark die Patella verrenkt ist, wird oftmals eine Röntgenuntersuchung durchgeführt. Eine leichte Patellaluxation lässt sich ohne eine Operation behandeln. Der Tierarzt renkt das Gelenk ein und stabilisiert es beispielsweise durch eine Spezialschiene.

Eine Operation kann sinnvoll sein, wenn die Patella immer wieder herausspringt und so Gelenkschäden entstehen. Die Patella wird in ihre natürliche Lage gebracht und unter Zuhilfenahme von Drähten stabilisiert. Für dieses Verfahren werden unterschiedliche Operationstechniken genutzt. Nach der Operation muss das Knie geschont werden, der Hund darf keine Treppen steigen und sollte nicht herumtoben. Unterstützend werden Mittel zum Kniegelenk-Knorpelaufbau verabreicht, die das Gelenk zusätzlich schützen sollen. Physiotherapie unterstützt den Heilungsprozess und sorgt zusätzlich für Beweglichkeit des Gelenkes.

 

 Quellen:
- KfT
- www.tiermedizinportal.de