Paisley Terrier und English Toy Terrier in 1894

Geschichte / History

 

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Der English Toy Terrier (black and tan) ist höchstwahrscheinlich die älteste englische Zwerghundrasse überhaupt. Bereits aus dem 16. Jahrhundert finden sich Belege, die von ihm als Rattenbekämpfer auf britischen Schiffen zeugen. Bis 1862 ist seine Rassegeschichte nahezu  gleichverlaufend mit den größeren Manchester Terriern. Doch von da an änderte sich nicht nur mehrmals sein äußeres Erscheinungsbild, auch Größe und Gewicht wurden dem jeweiligen Zeitgeist angepasst. (Foto oben: Zwei Paisley Terrier, ein English White Terrier und ein English Toy Terrier in 1894. Quelle: Scan aus “A History and Description of the Modern Dogs of Great Britain and Ireland”, Wikimedia Commons)

Auf Shows wurde er in unterschiedlichen Gewichtsklassen ausgestellt. Und im Laufe der Zeit bekam der English Toy Terrier verschiedene Namen: Er wurde als Toy Terrier, Black and Tan Toy Terrier und später als Miniature Black and Tan Terrier benannt. Seit April 1960 lautet die offizielle Bezeichnung der Rasse “English Toy Terrier (Black and Tan)”, im Folgenden nennen wir ihn kurz, aber respekt- und liebevoll ETT.

“Killing machines”

Die industrielle Revolution im Ursprungsland des ETT zog immer mehr Menschen vom Land in die Industriegebiete. Ihre Hunde siedelten meist mit um.  Die überbevölkerten Städte und entstehenden Slums boten ideale Lebensbedingungen für Ratten und andere nagende Schädlinge. Der vom britischen Parlament 1835 verabschiedete “Cruelty to Animals Act” (Gesetz gegen Grausamkeiten an Tieren) verbot die Hetzjagd auf größere Säugetiere wie Bullen, Bären oder andere Großtiere. Nager fielen nicht unter diese Verordnung.

Dies eröffnete cleveren Geschäftemachern im viktorianischen Zeitalter völlig neue Betätigungsfelder. In den ärmeren Gegenden Londons und einiger anderer Städte wurden die kleinen Terrier gern zur Belustigung der wettsüchtigen Städter benutzt.

Toy Terrier als Rattenkiller
Terrier als Rattenkiller           Quelle: Wikimedia Commons

In Pubs und Hinterzimmern errichtete man kleine Arenen, um die Hunde auf Ratten zu hetzen. Mutig stürzten sie sich auf die ungeliebten Nagetiere, die selten viel kleiner waren als sie selbst. Manche Terrier erwiesen sich als wahre “Killing machines”, die in kürzester Zeit Dutzende Ratten töteten und ihren Besitzern viel Geld einbrachten.

English Toy Terrier beim Rat Baiting
“Tiny” in der Ratten-Arena, Rat-Pit,1848.                       Quelle: Wikimedia Commons

Ein Paradebeispiel ist der Hund
“Tiny The Wonder”, ein 2,5 Kilogramm schwerer Black & Tan. Er hat es 1848 geschafft, 300 Ratten in 50 Minuten und 50 Sekunden zu töten! Es entwickelte sich eine beliebte und populäre Freizeitbeschäftigung aus der Wettbegeisterung der Engländer: “public ratting sports”. Die handlichen Terrier waren zudem einfach in Rock- oder Manteltaschen zu tragen und beschützten so auch ihre Besitzer vor Taschendieben, die es auf die Wetteinnahmen abgesehen hatten.

Später wurde der English Toy Terrier von der feinen, gehobenen Gesellschaft für sich entdeckt, er avancierte zum “Damenhund” – mit weitreichenden Folgen: Noch kleiner und zierlicher sollte der zum Modeaccessoire degradierte Rattenkiller sein und in seinem Aussehen mehr dem Kindchenschema entsprechen. Chihuahuas wurden eingekreuzt, und  es entstanden kleinste, apfelköpfige Hundchen mit hervortretenden Augen und, dank der  vielen unverantwortlichen Hinterhofzuchten, oft schlechter Konstitution.

Engagierte Züchter

In der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg ließ das Interesse am ETT spürbar nach. Er geriet zunehmend in Vergessenheit und war sogar vom Aussterben bedroht. Es ist einigen wenigen engagierten Züchtern zu verdanken, dass dem ETT dieses  Schicksal, anders als dem English White Terrier, erspart blieb. Sie sorgten dafür, dass sich der Bestand an “richtigen” Black and Tans erholte und der Urtyp des kleinen Terriers eine Renaissance erlebte. Ebenso verlief das Zuchtgeschehen nach dem Zweiten Weltkrieg, als einige ETT-Züchter aus wenigen übrig gebliebenen Toys konsequent und erfolgreich Championlinien aufbauten, deren gelungene Nachkommen bis heute nicht nur in britischen Show-Ringen mit ihren Qualitäten überzeugen. Genannt seien stellvertretend Kennel wie “Cherrycroft”, “Quinoa”,  “Weycrest”, “Harford”,  “Lenster”, “Caesarea”,  “Joruben”,  “Brynlythe”, “Stealaway”,  “Witchstone” oder “Shanedale” und “Amalek”. Auch in Nordamerika, Kanada, Australien und in europäischen Ländern finden sich prämierte ETT, die ihren Vorfahren aus dem Empire alle Ehre machen.

Allerdings hat es der English Toy Terrier zu einer Verbreitung wie beispielsweise  der Teckel,  der Deutsche Schäferhund,  der Labrador oder andere Arbeitshunde auch nach dem Zweiten Weltkrieg und im neuen Jahrtausend nie gebracht.
Schon gar nicht in Deutschland.

Toy Manchester Terrier aus Amerika

Um den Gen-Pool wieder zu vergrößern und frisches Blut in die Linien zu bringen, erlaubte man vor einigen Jahren, amerikanische Toy Manchester Terrier zu importieren und zur Zucht zu verwenden. Schließlich stammten die Terrier zum Teil auch von alten, britischen Linen ab.  Dies hatte allerdings auch Einfluss auf das Aussehen und die Größe des ETT.  Beispielsweise unterscheiden sich Kopfform und Form der Ohren  von den rein englisch gezogenen Toys, und Gewicht und Größe liegen bei vielen Hunden mehr oder weniger deutlich über dem ursprünglichen Standard. Dies wurde und wird allerdings  toleriert, wenn alle anderen Merkmale dem Rassestandard entsprechen.

English Toy Terrier in Deutschland

Zwei English Toy Terrier
Zwei English Toy Terrier-Rüden heute.     

In Deutschland interessierten sich Hundefreunde erst vor etwas mehr als drei Jahrzehnten für die wendigen, grazilen Terrier. Erste Importe dieser Rasse wurden 1977 in das Zuchtbuch eingetragen. Bereits im Jahr 1984 endete die Zucht deutscher English Toy Terrier jedoch mit der vorerst letzten Eintragung Nr. 17.  Anfang der 90er Jahre wurden in Deutschland erstmals wieder neue ETT-Importe in den  Ausstellungsringen gezeigt.

Aus ihnen resultierten nur wenige Würfe.  Bis heute gibt es nur einen sehr kleinen Kreis engagierter Liebhaber der Rasse,  und letztlich noch weniger Züchter. Die Zuchtbucheintragungen in Deutschland haben im Jahr 2014 die Zahl 140 gerade knapp überschritten.

Ein echter Terrier

Seine geringe Größe und sein zierlicher, eleganter Körperbau  sollten nicht darüber hinwegtäuschen: Der ETT  ist, entsprechend seiner ursprünglichen Verwendung, ein kleiner, mutiger und lebhafter Terrier. Seine Besitzer schätzen neben dem freundlich-fröhlichen Wesen besonders seinen guten Charakter, das pflegeleichte Fell, seine Menschenbezogenheit und Lernfreude.

Wachsamer ETT
Der ETT ist ein wachsames Familienmitglied.

Er ist flink und seinem Rudel treu ergeben, manchmal auch ein wenig besitzergreifend – ein echter Terrier eben. Und sehr aufmerksam: Sein Wert als Wachhund darf nicht unterschätzt werden.

 

 

 

 

 

Quellen: Kersten Horstmann;  “English Toy Terriers (Black and Tan)” by Roy Wilson; KfT

 

History

The English Toy Terrier is propably the oldest english toy breed. Already in the 16th century he was used as vermin killer on british ships. His history is similar to the larger Manchester Terriers until 1862. Over the years he was shown in different categories and sizes and had different names: He was known as Toy Terrier, Black and Tan Toy Terrier and as Miniature Black and Tan Terrier.
Since April 1960 the official name of the breed is “English Toy Terrier (Black and Tan)“.
Full of respect and love and for reasons of simplicity he here will be shortly referred to as ETT and “him“. (Author’s annotation: The commonly used definition of “it“ means “a material object without life or soul“. But conformably our philosophy and view of life, dogs are individuals and members of the family and don’t deserve to be downgraded to a lower matter.)

“Killing machines“

Due to the Industrial Revolution in the country of origin of the ETT, more and more people moved from countryside into industrial areas in bigger cities. Often they took their dogs with them. The excessive growth of population resulted in crowding and created slums and perfect conditions for rats and other kind of vermin. The “Cruelty to Animals Act“, established in 1835 by the British Parliament, prohibited the baiting of bears, bulls and other larger animals. This didn’t affect vermin.

Toy Terrier als Rattenkiller
Terrier killing a rat.                Source: Wikipedia Commons

Smart “sportsmen” in victorian age used this loophole to earn a lot of money. In the poorer areas of London and other bigger cities the small terriers were used for entertainment purposes of cockneys. They satisfied their addiction to bets in small pubs, where small so called rat pits were established. The terriers bravely started hunting the obnoxious rats, which often were not smaller than the dogs. Some terriers really showed potencial being vermin “killing machines“, dispatching dozens of rats in a minimum of time and gained money for their owners.

English Toy Terrier beim Rat Baiting
“Tiny” in the rat pit in 1848                                                 Source: Wikimedia Commons

An impressing example is the dog  “Tiny The Wonder“, an only 5 pound black and tan. It is said that he killed 300 rats in 50 minutes and 50 seconds in the year 1848. Out of the enthusiasm of betting a popular freetime entertainment and cultural happening developed called puplic ratting sports.
The small terriers were easy carry-ons in jackets and protected their owners against theft of their earnings.

Later on in history the English Toy Terrier was in great demand in upper classes of society, especially for ladies. Due to the desire of having an even more tiny and delicate dog, the former rat killer became a favored accessoire – which caused a lot of problems:

He should develop a scheme of childlike characteristics by breeding in Chihuahuas. Very small dogs with apple shaped heads and popping out eyes occured, often being sick and of very bad conditions.

Committed breeders

In times before World War I, the English Toy Terrier was forgotten and almost became extinct. Only to a few committed breeders is it to owe that this, unlikely to the English White Terrier, didn’t happen. The English Toy Terrier experiences a kind of renaissance.
After World War II some breeders of English Toy Terriers bred consequently and successfully bloodlines of champions. Their offspring show quality and class until today.
Kennels like “Cherrycroft”, “Quinoa”, “Weycrest”, “Harford”, “Lenster”, “Caesarea”, “Joruben”, “Brynlythe”, “Stealaway”, “Witchstone” or “Shanedale” and “Amalek” are to be mentioned here.
Award-winning ETTs from english origin are also found in United States, Canada, Australia and European countries.

But even after World War II the English Toy Terrier had never and will never gain a popularity like famous German Shepard, Dachshund, Labrador, or  Hounds or other well-known breeds.

Exported Toy Manchester Terriers

Some years ago, it became allowed to import and breed in Toy Manchester Terriers from America to get a bigger gene pool again and freshen up blood. Not to forget that some of the Toy Manchesters were offsprings of in former times into the US exported dogs of old english lines. This influenced size and apperiance of the ETT. For example head and ears differ from purebred english lines and weight and size are more or less considerabely different from standard. But this was and is accepted, if all other attributes meet the standard.

The English Toy Terrier in Germany

In Germany doglovers startet to get interested in the small and smart terriers about thirty years ago. 1977 the first ETT imports got registred in the stud book but already 1984 the breeding of German English Toy Terriers ended with registration No. 17. In the beginning of the 90′s English Toy Terrier imports were again shown at dogshows. From those arised only a few litters.

Two Etts
Two English Toy Terriers


Until today there is only a small circle of English Toy Terrier fancier and of course even fewer breeders. The stud book registration numbers in Germany reached No. 140 in 2014.

Real terriers

The small size and elegant, graceful exterior shouldn’t mislead that the ETT is due to his original disposal, a real, brave and lively terrier.

Wachsamer ETT
An ETT reports suspicious activities immediately.

Owners love his delightful and friendly character, his easy to clean and glossy coat, his love to cuddle and his intelligence. He is faithfully loyal to his family, but sometimes can be a bit obsessive. It shouldn’t be forgotten to mention that he is very alert and reliably reports suspicious activities in and around the house.

 

 

 

 

Sources: Kersten Horstmann; “English Toy Terriers (Black and Tan)” by Roy Wilson; KfT